18.04.2014 - First Light

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Die Umstände waren recht ungünstig, denn der Himmel war ziemlich bedeckt in Kaltenkirchen. Nur durch kleinere oder größere Löcher in der Wolkendecke konnte ich den Jupiter und ein paar Sterne sehen. Geregnet hatte es zuvor auch, aber ich konnte es kaum noch erwarten, das 8"-Dobson-Teleskop auf den Balkon zu schleppen.

Zuerst habe ich Jupiter ins Visier genommen, der gerade in den Zwillingen zu sehen ist. Das Aufsuchen mit dem Telrad ist ein Kinderspiel, wenn man das Objekt auch mit bloßem Auge sehen kann. Sobald das Objekt im Telrad zentriert ist, kann man es auch mit dem 9mm-Okular (bei 133-facher Vergrößerung) noch problemlos finden.
Ich will ehrlich sein: Ich muss sagen, dass ich von der Vergrößerung und der Detailwahrnehmung halbwegs enttäuscht war. Ja, das Bild ist bedeutend größer als in meinem 70/300 Spielzeugtelesköpchen, aber trotzdem ist Jupiter nur eine kleine weiße Fläche, und die einzigen sichtbaren Strukturen waren zwei Wolkenbänder, vom großen roten Fleck keine Spur. Ich hatte gehofft, Jupiter so groß wie eine 1-Cent-Münze sehen zu können (hier müsste man eigentlich Grad-Angaben verwenden), aber das werde ich vermutlich niemals mit einem eigenen Teleskop erreichen.

Aber immerhin: Im Vergleich mit dem Mini-Telesköpchen, in dem zum Beispiel mein Vater die Monde nicht einmal gesehen hat, weil sie eben nicht mehr als sehr schwach leuchtende Pünktchen waren, kann man im 8"-Dobson die Monde problemlos mit dem Handy durch das Okular fotografieren. Vielleicht sehe ich auch noch mehr, wenn der Himmel klarer ist und ich mich an einem geeigneteren Standort befinde, aber rein von der Vergrößerung her muss ich mich von allem verabschieden, was es so an Amateurbildern im Web gibt. Das finde ich wirklich schade, aber ich gebe mich damit zufrieden, denn mehr kann ich mit meinem Budget nicht erreichen.

Mars war leider auch nur ein rötlicher Stecknadelkopf. Ich konnte kein einziges Oberflächendetail wahrnehmen. Theoretisch wäre es sicher möglich, bei der Vergrößerung eine winzige Polkappe zu sehen, aber ich werde ihn wahrscheinlich nie groß genug bekommen, um daran Freude zu haben.

Ich war froh, dass die Ekliptik direkt vom Balkon aus zu überblicken war, so dass später in der Nacht auch noch Saturn sein Stelldichein gab. Ich hatte Saturn noch nie gesehen und wusste auch nicht, dass man ihn überhaupt mit bloßem Auge sehen kann, aber er ist tatsächlich ein helles Objekt am Himmel, und auch durch das Übersichtsokular ließen sich bei 40-facher Vergrößerung problemlos die Ringe ausmachen. An diesem Abend hatte ich mit Saturn jedoch so meine Kämpfe auszutragen, denn er stand nicht nur nahe am Horizont, wo durch die Dicke der Atmosphäre naturgemäß die höchste Luftunruhe herrscht, sondern wurde auch immer und immer wieder von Wolken verdeckt, so dass ich lange Zeit herumstand und ihn immer wieder mit dem Telrad neu einstellen musste, wenn er wieder auftauchte.
Der Saturn ist schon auch ziemlich winzig im Teleskop, aber das Ringsystem macht ihn trotzdem interessant, und ich fand es letztlich eine faszinierende Erfahrung, ihn mal gesehen zu haben.

Zwischen den Wolken ließen sich immer wieder die Sternbilder Großer Bär, Löwe, Jungfrau und Zwillinge blicken, und so habe ich auch noch versucht, ein paar interessante Messier-Objekte anzusteuern. Trotz Sternatlas und iPhone-App war es mitunter schwierig, die Sterne zu identifizieren, weil von einem Sternbild jeweils nur die Hälfte der Sterne sichtbar war und ich als Anfänger überhaupt keine Erfahrung habe. Ich könnte den Löwen nicht mal identifizieren, wenn er mir in die Nase beißt. Aber ich werde besser.
Das Problem war nur: Sobald ich ein Sternbild erkannt und die dazugehörige Seite in meinem Atlas aufgeschlagen hatte, um herauszufinden, wo sich ein interessantes Objekt befand, hatten sich die Wolken wieder so verschoben, dass wiederum ganz andere Gebiete sichtbar waren als vorher. Ich habe beispielsweise Messier-Objekte in Leo herausgesucht, aber nach einer Minute war Leo kaum noch sichtbar, dafür aber Virgo. Also habe ich etwas in Virgo gesucht, aber bis dahin war nur noch Ursa Major zu sehen, der leider nahe dem Zenit steht und somit nicht ganz so günstig zu beobachten ist. Denn außer das Teleskop nur zu schwenken, musste ich es auch noch auf dem Balkon hin- und hertragen, um die verschiedenen Sternbilder anzusteuern.
Das alles war ziemlich frustrierend.

Irgendwann ging dann ein roter Mond auf, der für einige Zeit wolkenlos, dafür aber mit einem zünftigen Wabern zu beobachten war. Auch wenn der Mond für sehr viele Himmelsbeobachter den Erzfeind darstellt, weil er die Atmosphäre aufhellt, so dass schwächer leuchtende Objekte nicht mehr gesehen werden können, war ich froh um seine Anwesenheit. Die zerklüftete Oberfläche bietet viele Details, und nach meinen bisherigen Erfahrungen war mir nichts lieber, als mal irgendwo Details zu sehen. Und man kann ihn fotografieren, was ich auch gerne tat.

Ich kann kein Fazit ziehen, ohne auch meiner Enttäuschung Ausdruck zu geben. Ich hatte mir beim Beobachten der Planeten eine höhere Vergrößerung erhofft, ganz einfach. Ich hatte gehofft, sie vielleicht drei- oder viermal so groß zu sehen. Aber das wird mir mit meinem Teleskop niemals möglich sein, jedenfalls nicht sinnvoll. So bleibt mir noch zu lernen, diesem Anblick mehr abzugewinnen, und das werde ich versuchen. Auch sämtliche Deep Sky Objekte harren noch ihrer Entdeckung durch mich, und ich werde bald wieder berichten.

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