Das Siebenfeld

D

Teil 1 (August 2003)

Ein jeder seine Ängste zählt
Um Mitternacht im Siebenfeld.
Denn Mitternacht...
Der Murg erwacht,
Die Wölfin lacht,
Der Schnee fällt sacht...
Der Murg aus seiner Haut sich pellt
Um Mitternacht im Siebenfeld.

Ich lachte einst, nun bin ich stumm,
Im Siebenfeld der Murg geht um.
Die kühle Erde fällt nach oben,
Das Opfer läßt den Mörder loben,
Im Zwielicht Regenbögen toben,
Der Tag ist mit der Nacht verwoben.
Der Tanz beginnt im Siebenfeld,
Der Murg mit tiefer Stimme bellt.

Der Boden löst sich auf,
Der Bäume Wurzeln...
(Lauf!) ...und Äste purzeln
Kopflos in ein Moor aus Staub
In meinem Geist - doch bin ich taub?
Der Murg die Szenerie erhellt,
Doch kein Geräusch im Siebenfeld.
Der Murg...

Konjugation von Schweiß und Blut -
Der Murg nimmt mir den letzten Mut.
Wo ist er nun? Ich höre ihn...
Im Siebenfeld
Ein Schrei vergellt.
(Du mußt es tun. Zerstöre ihn!
Zerstöre ihn! Zerstöre ihn!)
Ich kann es nicht. Ich falle hin.

Im Fallen seh' ich meine Waffen:
Lange, spitze Nägel klaffen
Aus dem eh'rnen Morgenstern.
Die Axt zur Hand, der Schild nicht fern.
Ich hoffe nur, daß ich vergelt'
Dem Murg die Qual im Siebenfeld.
Ich stehe auf.
(Spring auf und lauf!)

Ich sehe es nun voll Entsetzen -
Schild und Waffen sind in Fetzen!
"Sie waren doch nicht mehr als Pappe",
Ruft mein treuer Waffenknappe,
"Und der Regen und der Nebel
Krümmen jeden Pappensäbel."
Meine Stunden sind gezählt
Beim Murgenkampf im Siebenfeld.

Mein guter Knappe mit gesundem
Geist ist plötzlich auch verschwunden.
Andernorts derzeit vermählt
Der Murg sich auf dem Siebenfeld.
Seine Braut hat kein Gesicht...
(Schrecklich! Daran denk' ich nicht!)
Denn an des Gesichtes Stelle
Trägt die Braut zwei Wasserfälle.

Tränen? Möglich. Literweise
Geht die Flüssigkeit auf Reise.
Stolpernd, wankend, fiebernd suche
Ich den dunklen Weg, verfluche
Nebenbei auf meine Weise
Murg und Siebenfeld ganz leise.
Das dunkelrote Augenpaar
Der Wölfin leuchtet nun ganz nah.

Teil 2 (August 2003 - April 2006)

Meine Stiefel - regennaß.
Der Mond am Horizont ist blaß,
Geht unter, neigt sich, kippt und springt.
Der Mond! (er kippt und springt...) Gelingt
Es mir, ihn eisern festzuhalten?
Den Mond, den käsigen, den kalten?
Gibt es etwas, das ihn hält?
Der Murg - er brüllt im Siebenfeld.

Tausend Scherben fallen nieder,
Klirren hallt vom Boden wider.
Ich schaue auf; das Scherbenbeet
Phosphoreszierend vor mir steht.
Und in den kleinen Lichtersternen
Seh ich den nicht allzu fernen
Murg, wie er das Himmelszelt
Im Siebenfeld zusammenhält.

Der Augenblick geht nicht vorbei -
Die ganze Welt ist nun entzwei!
Stund um Stunde seh ich bitter
Milliarden Universensplitter,
Wie sie sacht am Boden landen.
Das Siebenfeld ist neu entstanden...
Der Murg, er hat sich abgewandt
Und hält jetzt seiner Braut die Hand.

Ich zwinge mich zum Weitergehen
Und bleibe vor der Wölfin stehen.
Denn zwischenzeitlich hat das Tier
Sich (völlig unbemerkt von mir)
Vom Siebenfeld her angeschlichen.
Mir ist der Mut der Angst gewichen!
Wie soll ich nun zum Murge dringen,
Ohne mit dem Wolf zu ringen?

Die Wölfin setzt indessen an
Zu tun - von dem, daß sie es kann,
Ich bis zu jenem Augenblicke
Mich nimmermehr zu glauben schicke:
Während ich vor Angst gebannt,
Beleckt die Wölfin mir die Hand!
Des Siebenfeldes Hauptgefahr
- Die stellt allein der Murg noch dar.

Im Laufen hör ich Wasserfälle -
(Die Wölfin folgt in aller Schnelle)
Durchmesse (schnellsten Schritts der Welt)
Die Ebenen im Siebenfeld.
Ich renne wie der Wind, doch bald
Gewinnt ein großer See Gestalt.
Ein Ozean es scheinen muß
Aus Murgensbrautes Tränenfluß.

Zum Glück ist wie ein Schicksalsdeut
Ein Boot am Ufer festgetäut.
Allein, das Wassern fristet lang -
Der Knoten mutet gordisch an.
Zuletzt zerbeißt der Wolfenhund
Jedoch das Seil mit seinem Mund.
Mit einem leisen Grollen bellt
Die Wölfin "Morrrg!" und "Hwe! Hwen! Hweld!"

Das Boot laß ich zu Wasser gehn.
Die Wölfing bleibt am Ufer stehn,
Denn ist ihr Fell aus Eisenspan.
(Sie fängt dann leicht zu rosten an.)
Mein Zorn, er gilt dem dunklen Murg,
Des Siebenfeldes größtem Schurk,
Doch wink ich meinem Wolf zum Gruß,
Weil ich ihn nun verlassen muß.

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