"Gott hat mir schon geholfen, als ich in Not war."
Wenn Gott tatsächlich dauernd irgendwo helfend einschreitet, wäre er ein barmherziger, fairer und gütiger Gott. Warum er dann aber zulässt, dass Kinder von Tretminen verstümmelt werden, bleibt ein Widerspruch.
"Aber was ist mit den vielen, vielen Wundern, die immer wieder geschehen?"
Geheilte Menschen, das Turiner Grabtuch, heulende Madonnenstatuen - es gibt eine große Menge an Phänomenen, die scheinbar etwas mit dem Wirken Gottes zu tun haben. Schauen wir uns mal an, welche Erklärungsstrategien dafür in Frage kommen.
Wenn Uri Geller im Fernsehen auftritt und sich mit der Aufforderung an die Zuschauer wendet, sie mögen doch bitte irgendeine alte, nicht mehr funktionsfähige Uhr aus dem Schrank holen und eine Weile in ihrer Hand halten, und wenn er prophezeit, dass einige dieser Uhren im Laufe der Sendung wieder zu ticken anfangen werden, und wenn tatsächlich nach der Sendung vier Zuschauer anrufen und behaupten, ihre Uhr funktioniere nun wieder, ist das dann ein Wunder?
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine stehengebliebene Uhr wieder anfängt zu ticken, wenn man sie nach einem Jahr aus dem Schrank holt und eine Weile in der Hand hält, ist sehr gering. Es könnte sein, dass das Schmierfett darin durch die Wärme der Hand ein kleines bisschen flüssiger wird und sie just in diesem Moment anfängt zu ticken. Oder dass durch die Handwärme die Batterie ein höheres chemisches Potential besitzt, die nötige Spannung zu erzeugen. Nehmen wir an, die Chance für so ein Ereignis steht Eins zu Zehntausend. Das ist sehr wenig. Im Vergleich dazu: Dass ein Kind mit einer äußerlichen Lippenspalte ("Hasenscharte") geboren wird, geschieht in Europa auch etwa in einem von zehntausend Fällen. Dass sich also gleich vier Zuschauer nach der Sendung melden, ist sehr unwahrscheinlich. Oder?
Ob und wieviele Zuschauer sich melden, hängt von drei Faktoren ab:
1.) Der Wahrscheinlichkeit, dass eine kaputte Uhr während der Sendung anfängt zu ticken.
2.) Der Zahl der verfügbaren kaputten Uhren.
3.) Der Bereitschaft der Zuschauer, am Ende der Sendung anzurufen.
Wenn zwei Millionen Menschen die Sendung sehen und jeder fünfte von ihnen eine kaputte Uhr zur Verfügung hat, haben wir insgesamt Vierhunderttausend Uhren. Wenn nun jeder zweite bereit ist, sich am Ende der Sendung zu melden, werden sich durchschnittlich zwanzig Leute melden. Dies ist nur ein Rechenbeispiel, und es gibt Uri-Geller-Kritiker, die behaupten, dass die Chancen, eine kaputte Uhr durch Erwärmung und Bewegung nach einem Jahr Ruhe wieder zum Laufen zu bringen, sehr viel höher sind. Alles in allem müssen der geringen Chance aber die hohen Einschaltquoten gegenübergestellt werden. Und nicht zuletzt, wenn alle Stricke reißen, ist es nicht sehr schwierig, jemanden zu engagieren, der nach der Sendung im Studio anruft.
Viele Wunder beruhen auf Zufällen. Dass Menschen spontan geheilt werden, geschieht überall auf der Welt, an heiligen Plätzen genauso wie Zuhause oder in Krankenhäusern. Die Chance ist sehr, sehr gering, aber es gibt etwa 7 Milliarden Menschen auf der Welt, und mit dieser Zahl wäre es sehr, sehr seltsam, wenn so etwas nie geschähe. Aber ist es nicht viel beeindruckender, wenn ein Mensch an einem heiligen Ort geheilt wird, als wenn das zuhause geschieht? Werden sich nicht die Medien darum reißen, über ein solches Wunder zu berichten? Auch der Placebo-Effekt ist hier zu berücksichtigen. Wenn ich mich schonmal an einem heiligen Ort befinde, warum sollte ich dann nicht auch geheilt werden?...
Die weinenden Madonnenstatuen gehören in die Kategorie "Zaubertricks und Fälschungen". Die Tränen der Statuen sind allgemein gut untersucht und bestehen aus Kondenswasser, Olivenöl, Wachs, Klebstoff für Kunstaugen oder diversen Blutgemischen ihrer Besitzer (wahlweise mit Schweineschmalz, Rindertalg, Rasierwasser oder anderen Stoffen).
Wenn es tatsächlich einen Gott gäbe, der den Gläubigen erscheinen möchte, DANN SOLL ER ES EINFACH TUN! Dieser ganze Wunderkram ist schlechter Hokuspokus - jeder mittelmäßige Partyzauberer bekommt so einen Firlefanz hin. David Copperfield ist quasi "besser" als Gott, zumindest insofern, als seine "Wunder" tatsächlich überzeugend sind.
"Auch wenn mal schlimme Dinge passieren, hat das einen Sinn."
Das könnte auf irgendeine verquere Art und Weise für Einzelschicksale gelten, aber oft passieren Katastrophen, die Tausenden von Menschen das Leben kosten. Dass Tausende von Menschen sterben, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, hätte nicht einmal als Vergeltungsschlag irgendeinen Sinn. Das ist einfach nur traurig. Falls das wirklich irgendeinen Sinn haben sollte, haben wir es mit einem schmollenden, aggressiven Gott zu tun. Prost Mahlzeit (oder auch "Dann aber gute Nacht, Johanna!"). Siehe auch Theodizee-Problem.
"Gottes Wege sind unergründlich."
Das ist kein Beleg für die Existenz Gottes, sondern eine (lahme) Entschuldigung dafür, dass der Gottesglaube sich nicht festnageln lässt. Drängt man ihn in die Ecke, ist er eben unergründlich und damit basta. Eine reichlich kindische Haltung.